Schreibwerkstatt [#2]

(Nein, das ist kein Klimawandel-Blog. Erklärung unten)

Anpassung statt Bekämpfung

Der Klimawandel ist Realität, und er ist zum großen Teil vom Menschen verursacht. Dies geht eindeutig aus dem vierten Berichts zum Zustand des Weltklimas, den das Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) gestern in Paris vorstellte. In dem Bericht, der eine Zusammenfassung des aktuellen Forschungsstandes darstellt, werden zahlreiche Fakten genannt, die dem Leser trotz globaler Erwärmung das Blut in den Adern gefrieren lassen. Die Konzentration von Kohlenstoffdioxid in der Atmosphäre ist die höchste seit 650.000 Jahren, die globale Oberflächentemperatur hat sich in den letzten 100 Jahren um 0,74 Grad Celsius erhöht während der Meeresspiegel im gleichen Zeitraum um 17 cm anstieg. Noch düsterer als die Berichte über das bisherige Ausmaß des Klimawandels nehmen sich die Prognosen der internationalen Forschungsgemeinde aus. In verschiedenen Szenarien werden Temperaturanstiege von bis zu vier Grad Celsius im nächsten Jahrhundert vorhergesagt, einhergehend mit einer Erhöhung des Meeresspiegels um bis zu 59 cm. Der politisch brisanteste Punkt des Berichts ist sind jedoch weder die Beobachtungen noch die Prognosen, sondern vielmehr die ungewohnt deutliche Benennung so genannter anthropogener Treibhausgase – und damit letztendlich der menschlichen Nutzung fossiler Brennstoffe – als wesentlicher Faktor für den Klimawandel. Während also in Washington weiterhin gegen das Kyoto-Protokoll geschossen wird und sich Länder wie Russland durch großzügige Anrechnungsregeln für Waldflächen das ein oder andere schmutzige Kraftwerk erlauben dürfen, werden im IPCC-Bericht die fatalen Folgen dieser auf kurzfristige nationale Interessen gerichteten Politik aufgezeigt.
Doch die Wissenschaft ist schon einen Schritt weiter. Selbst wenn der Ausstoß sämtlicher Treibhausgase heute auf null gesenkt werden würde, wäre der Klimawandel nicht mehr aufzuhalten, die Trägheit des Klimasystems würde für einen Temperaturanstieg von 0,6 Grad Celsius sorgen. Dieser Befund eröffnet eine neue, bisher in der politischen Debatte weitestgehend unbeachtete Dimension des Klimawandels. Die aufgeregte Diskussion, die derzeit – hauptsächlich in Europa – über die Erderwärmung stattfindet, dreht sich fast ausschließlich um die Verhinderung eines weiteren Temperaturanstiegs. Nimmt man jedoch den IPCC-Bericht ernst, so muss man neben der zweifellos notwendigen Reduktion der Emissionen auch über Prävention sprechen. Der Klimawandel ist heute schon Realität, und er wird sich auf absehbare Zeit höchstens abschwächen lassen. Oberstes Ziel der Politik muss es deshalb nun sein, seine Folgen für die Menschheit einzudämmen. Diese Folgen werden am schlimmsten in den ärmsten Regionen dieser Welt zu spüren sein, und wer sich die Bilder der „normalen“ Überschwemmungen der letzten Jahrzehnte in Ländern wie Bangladesh ins Gedächtnis ruft ahnt, vor welcher Aufgabe die Menschheit steht. Und hier beginnt die Verantwortung der westlichen Industriestaaten: Nicht durch den Kauf eines Toyota oder einer Energiesparlampe werden Menschen gerettet, sondern durch konkrete finanzielle Unterstützung von Hilfsprojekten in den Teilen der Welt, die von dem Klimawandel, den wir verursacht haben, am stärksten betroffen sind.

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